Wie wollen wir in Zukunft leben? Allgemeinbildung bereitet auf die Zukunft vor.
Autor: Dr. Michael Lesky, Fachreferent Politik – Gesellschaft – Umwelt, Volkshochschulverband Baden-Württemberg
Unsere Gesellschaft ist rasanten Änderungen unterworfen – die Zukunft ist ungewiss. Wer sich auf diese Zukunft vorbereiten will, kann und darf sich nicht auf eine konkrete Zukunft vorbereiten. Er benötigt vielmehr Komptenzen, um sich auf die Herausforderungen einstellen zu können, er muss die gesellschaftlichen Umwälzungen diskutieren und zum Mitdenken und Mitgestalten befähigt werden. Nur so kann er als Teil der Gesellschaft die Zukunft mitgestalten. Diese Aufgabe der Allgemeinbildung erproben der Volkshochschulverband und die Volkshochschulen in landesweiter Projektarbeit, die hier in einem Querschnitt vorgestellt wird:
Wie wollen wir leben? – M O B I L I T Ä T
Mobilität ist wesentliche Voraussetzung für gesellschaftliche Teilhabe, Erwerbstätigkeit, wirtschaftliche Entwicklung und Wohlstand. Unser heutiges Mobilitätsverhalten bedeutet jedoch erhebliche Belastungen für Mensch, Umwelt und Klima – für eine nachhaltige zukünftige Mobilität bedarf es eines Umdenkens in Gesellschaft und Wirtschaft. In der von der Baden-Württemberg Stiftung finanzierten Bildungsoffensive „Zukunftsdialoge: Nachhaltige Mobilität“ klären die Volkshochschulen über Mobilitätsszenarien auf und wecken Interesse an neuen Mobilitätsformen. Mit einem niedrigschwelligen Ansatz im alltäglichen Leben sollen Freude und Lust auf die anstehenden Veränderungen geweckt werden.
Wie wollen wir leben? – N A C H H A L T I G K E I T
Nicht erst durch „Fridays for Future“ wissen wir um die Bedeutung von Nachhaltigkeit für die Zukunft. Mit Bildung für nachhaltige Entwicklung (BNE) unterstützen die Volkshochschulen ihre Teilnehmenden dabei, Kompetenzen zu entwickeln, damit sie sich selbstständig und gemeinsam mit anderen für nachhaltige Entwicklung einsetzen und diese voranbringen können. Wie die Umsetzung der Agenda 2030 und der 17 Weltentwicklungsziele in Bildungsangebote aussehen kann, haben die Pilotvolkshochschulen im Projekt „Stadt. Land. Welt – Globale Entwicklungsziele für eine nachhaltige Zukunft“ in den Jahren 2017 und 2018 erprobt. Im aktuellen Projekt „Blühende Gärten – damit es summt und brummt!“ können im Frühjahr 2019 durch eine Kooperation mit dem NABU BadenWürttemberg 28 Volkshochschulen Bildungsangebote in der Umweltbildung durchführen – zum Thema, wie Gärten insektenfreundlich angelegt werden können.
Wie wollen wir leben? – G E S E L L S C H A F T
Unsere Gesellschaft driftet auseinander – dies ist zumindest das Gefühl vieler Menschen. Ob dieses Gefühl wirklich der Realität entspricht, ist umstritten. Die Volkshochschulen sehen die Stärkung des gesellschaftlichen Zusammenhaltes als einen zentralen Teil ihres Auftrags und zielen deshalb auch in der Projektarbeit auf alle Teile der Gesellschaft:
- Integration als zweiseitige Bildungsaufgabe propagiert die Initiative „gut ankommen – gut aufnehmen“, denn nur wenn die ganze Gesellschaft Integration erlernt, kann Integration gelingen und die Gesellschaft nachhaltig zusammenwachsen.
- Im durch das Kultusministerium geförderten Projekt „Bildungsarbeit in Fokusgruppen mit Menschen in prekären Lebenslagen“ begeben sich Volkshochschulen in die Lebenszusammenhänge von Menschen in prekären Lebenslagen und wollen die Teilnehmenden durch die Mitarbeit im Projekt stärken.
- Menschenrechte bilden die universelle Grundlage für ein gutes Zusammenleben. Im Rahmen einer Kooperation mit der Friedrich-Naumann-Stiftung für die Freiheit berichten Auslandsmitarbeitende der Stiftung in Volkshochschulkursen über die Menschenrechte in Asien und Afrika.
- Europa steht mit den Europawahlen 2019 vor einer Weichenstellung. Die Volkshochschulen informieren in Projekten mit der Landeszentrale für politische Bildung und dem Ministerium der Justiz und für Europa Baden-Württemberg zu den Europawahlen und regen zur Wahlteilnahme an.
Dieser Überblick zeigt, dass Allgemeinbildung keine absoluten Antworten für die Zukunft liefert. Aber indem sie den Menschen zur kritischen Teilnahme und zum Mitdenken befähigt, bildet sie die Grundlage für eine auch in der Zukunft funktionierende Gesellschaft. Denn Allgemeinbildung schafft Teilhabe und somit die Voraussetzung für das Funktionieren unserer freiheitlichen, rechts- und sozialstaatlichen demokratischen Grundordnung – in der Gegenwart, wie in der Zukunft.