Digitalisierung und Digitalpaket 

Autorin: Dr. Julia Gassner, Stellvertretende Verbandsdirektorin 

Der Strukturwandel der Gesellschaft, von Lebens- und Arbeitswelt durch die Digitalisierung, ist längst überall spürbar. Als öffentlich geförderte Bildungseinrichtungen sehen es Volkshochschulen als ihren Auftrag, diesen Wandel nicht nur zu begleiten und sich selber weiterzuentwickeln, sondern auch, ihn aktiv mitzugestalten. 

 

Wandel der Lernformen 

Seit Frühjahr 2020 gehören der Unterricht in Online-Kursen und Webinaren oder die Kommunikation mit Teilnehmer*innen über Newsletter und Social media-Kanäle zur „neuen Normalität“ an den Volkshochschulen. Spätestens seitdem ist deutlich geworden, dass neue Lern- und Kommunikationsformen neue Voraussetzungen erfordern. Vielen Volkshochschulen mangelte es an der nötigen technischen Ausstattung, viele Kursleitende und Mitarbeitende – und auch die  Teilnehmenden – mussten in kurzer Zeit ihre digitalen Kompetenzen auf- und ausbauen. Der Volkshochschulverband Baden-Württemberg hatte bereits seit mehreren Jahren auf diese Erfordernisse hingewiesen und gefordert, die Volkshochschulen in die Digitalisierungskonzeption des Landes aufzunehmen.

Bei der Ausgestaltung der ressortübergreifenden Weiterbildungsinitiative „WEITER.mit.BILDUNG@BW“, die der Ministerrat als Reaktion auf die Corona-Krise im Februar 2021 beschlossen hat, wurden auch die Volkshochschulen berücksichtigt: Die Initiative enthält ein Digitalpaket für die Allgemeine Weiterbildung in Höhe von insgesamt mehr als 6 Millionen Euro. Jede Volkshochschule erhält Mittel für ihre digitale Ausstattung und kann z. B. in Beamer, Laptops oder auch Technik für Videostudios investieren. Flankierend finden Fortbildungen und Beratungen statt, die die Volkshochschul-Mitarbeitenden unterstützen, die passende Technik auszuwählen und richtig einzusetzen.

 

Wandel der Lernkultur 

Aber nicht nur um die Nutzung der Technik geht es in den Fortbildungen: auch neue didaktische Konzepte und Seminare zur neuen Rolle von Lehrenden stehen auf dem Programm. Denn der Einsatz der digitalen Medien ermöglicht einen Wandel der Lernkultur. Zeitgemäßes Lernen und adäquater Medieneinsatz bedeuten, nicht den Präsenzunterricht digital abzubilden, sondern die neuen Potenziale zu nutzen. So können Teilnehmende beispielsweise bei asynchronen Online-Kursen ihre Lernzeiten selber wählen oder sie können in hybriden Formaten flexibel entscheiden, ob sie vor Ort oder von zuhause aus teilnehmen möchten. Kursleitende können digitale Lernmaterialien sowie Menschen weltweit in ihre Kurse einbinden und werden mehr und mehr zu Moderator*innen des Lernprozesses ihrer Teilnehmenden. 

 

Wandel der Arbeitsweise 

Nicht zuletzt wandeln sich die Arbeitsweisen der Volkshochschulen selbst. Im Zuge der Corona-Krise sind viele dazu übergegangen, ihre Veranstaltungen – zum Teil notgedrungen – kurzfristiger zu planen, kürzere Lerneinheiten statt ganze Semesterkurse anzubieten und auch Ferien- oder Randzeiten wie etwa früh am Morgen für (Online-)Kurse zu nutzen. Die digitale Vernetzung, z. B. auch durch die bundesweite Lern- und Arbeitsplattform vhs.cloud, hat die regionale und überregionale Zusammenarbeit von Volkshochschulen in ganz Deutschland erleichtert und gefördert. So sind zum einen innovative Formate entstanden wie „Zusammen isst man weniger allein“, eine virtuelle Kochreise durch verschiedene Länder, oder die Vortragsreihe „Stadt.Land.Welt – Web“, die der vhs-Verband zusammen mit anderen Landesverbänden, dem DVV und Engagement Global durchgeführt hat. Zum anderen haben diese Angebote auch viele Fragen aufgeworfen, von möglichen Kooperationsformen bis zur statistischen Erfassung oder der Förderung solcher neuen Online-Formate.

Im Rahmen des Digitalpakets für die Weiterbildung haben vier Verbünde von Volkshochschulen die Aufgabe übernommen, diese und ähnliche Herausforderungen, die sich Volkshochschulen durch die Digitalisierung ihrer Angebote stellen, pilothaft zu bearbeiten. Beispielsweise geht die „onrhein-vhs“ der Frage nach, wie kleinere Volkshochschulen mit begrenzten Ressourcen durch Bündelung von Kräften qualitativ hochwertige Online-Angebote erstellen können. Die Volkshochschulen Biberach und Laupheim widmen sich den speziellen Herausforderungen von Digitalisierung im ländlichen Raum und arbeiten dafür mit zahlreichen Partner*innen wie Seniorenräten oder Landfrauen zusammen. Der Verbund „Gemeinsam mehr verstehen“ konzentriert sich auf die Weiterentwicklung und Qualitätssicherung von Online-Sprachkursen und der Verbund „Let’s get digital“ entwickelt hybride und Blended Learning-Szenarien, die landesweit umsetzbar sind. Die Ergebnisse der Pilotverbünde werden im laufenden Prozess regelmäßig an die anderen Volkshochschulen zurückgespiegelt und sollten nach Projektabschluss auf alle übertragen werden können.