Gemeinsame Erklärung der Kommunalen Landesverbände Baden-Württemberg und des Volkshochschulverbandes Baden-Württemberg Volkshochschule als öffentliche Aufgabe

Der Gemeindetag, der Städtetag sowie der Landkreistag Baden-Württemberg und der Volkshochschulverband Baden-Württemberg erklären ihren Willen, auf dem Gebiet der Weiterbildung die vertrauensvolle und engagierte Zusammenarbeit fortzusetzen.

 

I.   Die vhs als Institution

Die öffentlich verantwortete und geförderte Volkshochschule ist als größte lokal und regional verankerte Weiterbildungseinrichtung elementarer Bestandteil der Daseinsvorsorge. Mit ihrem bezüglich der Ziele, Inhalte und Methoden breit  gefächerten  Bildungsangebot  steht sie allen Bevölkerungsgruppen und Altersstufen offen. Dadurch trägt die vhs zur individuellen Persönlichkeitsentwicklung ebenso bei wie zum sozialen Zusammenhalt einer Gemeinde und der dafür notwendigen Identifikation der Menschen in ihren Lebensbezügen.

 

II.  Die Ziele der vhs

Angesichts der vielfältigen individuellen und gesellschaftlichen Herausforderungen – nicht zuletzt vor dem Hintergrund wirtschaftlicher, sozialer und kultureller Veränderungsprozesse – wird lebensbegleitendes Lernen unabdingbar. In einer „Welt im Wandel" wird die Weiterbildung im Interesse der Zukunftsfähigkeit unserer Gesellschaft und unseres Landes zur unverzichtbaren Vierten Säule unseres Bildungssystems. Weiterbildung in der vhs

  • analysiert die gesellschaftlichen Wandlungsprozesse,
  • unterstützt die Bürgerinnen und Bürger bei der Gestaltung dieses Wandels durch die Vermittlung von Schlüsselkompetenzen und ermöglicht es ihnen, sich die erforderlichen Kenntnisse, Fähigkeiten und Wertmaßstäbe anzueignen,
  • verbessert die Beschäftigungschancen und erleichtert berufliche Mobilität,
  • kann unterschiedliche soziale Chancen ausgleichen und Benachteiligungen verringern,
  • ermöglicht Sinnsuche und -deutung.
     

Die vhs ist sich dabei ihrer lebendigen Tradition bewusst und betont in ihren Weiterbildungsangeboten die Bedeutung des Lernens in der Gruppe – auch als Grundlage für das selbstorganisierte Lernen. Volkshochschulen verstehen sich als Lernort und Bürgerforum sowie als Kultur-  und  Gesundheitszentrum. Sie ermöglichen die Begegnung mit anderen Menschen und ihrem Wissen, ihren Erfahrungen und ihren Meinungen. Die öffentlich verantwortete Weiterbildung ist somit ein wesentlicher Stabilitätsfaktor in einer demokratischen, humanen Traditionen verpflichteten Gesellschaft. Sie wirkt politisch und sozial:

Sie trägt zur Bewältigung der Probleme des Zusammenlebens bei,   fördert   Gemeinwohl und Demokratie und stärkt damit die Fähigkeit zur Mitwirkung, Mitbestimmung, Solidarität und Toleranz in einer aktiven Bürgergesellschaft.

Da die Individualisierungstendenzen zunehmen und sich unsere Alltagswelt immer mehr ausdifferenziert, gewinnt die Frage nach Verbindendem an Bedeutung. Dem Verlust an Bindungen und Orientierungen setzt die kommunal verankerte Volkshochschule Verbindlichkeit und Verbundenheit entgegen: am vertrauten Ort, in erfahrbarer Zeit und durch lebendige Begegnung.

 

III. Das Angebot  der vhs

Das dezentrale, markt-, aber nicht gewinnorientierte Angebot der Volkshochschulen bietet Grund-, Funktions- und Orientierungswissen. Ein umfassendes Weiterbildungsangebot in den Bereichen Politik - Gesellschaft – Umwelt, Kultur – Gestalten,   Gesundheit,   Sprachen, Arbeit - Beruf sowie Grundbildung ist wesentliches Kennzeichen des Angebots. Viele Angebote der Volkshochschulen werden in Kooperation mit anderen örtlichen Kultur- und Bildungseinrichtungen, mit Vereinen, Umwelt- initiativen und anderem durchgeführt. Ein ganzheitlicher Bildungsbegriff und die Entwicklung und Erprobung neuer Lernkultur gehören für die Volkshochschulen zum Kern ihres Verständnisses von Weiterbildung.

Die baden-württembergischen Volkshochschulen haben eine führende Rolle in der Vermittlung personalen Orientierungswissens, im Bereich des Sprachenlernens und bei der informationstechnischen Bildung.

 

IV. Die Rahmenbedingungen der vhs

Die Volkshochschulen verstehen sich als Garanten des gesetzlichen Weiterbildungsauftrages. Ihr Ziel ist es, für die Bürgerinnen und Bürger auch weiterhin die Möglichkeit zu einer breit gefächerten und innovativen Weiterbildung ohne finanzielle Zugangsschranken zu erhalten und auszubauen. Deshalb achten sie in ihrer Arbeit besonders auf:

  • parteipolitische und weltanschauliche Neutralität,
  • kommunale Verankerung,
  • gesellschaftliche Verantwortung.
     

Die Volkshochschulen stellen sich den gegebenen  und  zukünftigen  Herausforderungen. Damit sie ihre Aufgaben auch weiterhin flächendeckend, kontinuierlich und in der notwendigen  Qualität  wahrnehmen  können,  ist eine verlässliche und angemessene Mitfinanzierung der  vhs sowohl durch das Land  als auch durch die Kommunen unabdingbar.

 

      Stuttgart, den 12. Juli 2001


                                               Bürgermeister                                             
Otwin Brucker
Präsident  des Gemeindetages Baden-Württemberg

Landrat
Dr. Edgar Wais
Präsident  des Landkreistages Baden-Württemberg

Oberbürgermeister
Bernd Doll
Präsident  des Städtetages Baden-Württemberg

Landtagsvizepräsident Frieder Birzele
MdL Vorsitzender des Volkshochschulverbandes
Baden-Württemberg